Melancholischer Zweifler im Closeup
Alain Delon, persönlich
Menschen
Er war Kino-Ikone und Herzensbrecher, schön und überheblich, anziehend und egozentrisch zugleich. Alain Delon hat im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl von Persönlichkeiten verkörpert. Er wirkte in mehr als 80 Filmen mit, darunter in Hauptwerken wie etwa als Boxer in "Rocco und seine Brüder" oder als gewissenloser Mörder in "Nur die Sonne war Zeuge". Luchino Visconti, Jean-Pierre Melville, Jean-Luc Godard, Volker Schlöndorff: Delon hat mit den Großen seiner Branche gedreht. Meist spielte er die Rolle des eiskalten Einzelkämpfers mit stechend kühlem Blick wie in "Der eiskalte Engel" (1967), "Die Losleger" (1970) oder "Der Chef" (1972). Eine seiner weniger bekannten Seiten ist der bescheidene, sich selbst sehr scharfsinnig analysierende Delon. Filmemacher Philippe Kohly hat sich für diese Seite interessiert und Interviews aus fünf Jahrzehnten zusammengestellt. In dem Porträt bekennt der Schauspieler, dass er als Kind sehr unter der Scheidung seiner Eltern litt. Als er vier Jahre alt war, kam er in eine Gastfamilie. Sein Pflegevater war Gefängniswärter. Nachdem er von mehreren Schulen geflogen war, ging er als Soldat in den Indochinakrieg. Wieder zurück in Paris, hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Dass Delon seine Karriere vor allem mit Rollen als Verbrecher und Leinwandmörder bestritt, erstaunt vor diesem Hintergrund nicht. Mit seinen zahlreichen Affären füllte er die Klatschpresse. Mit Romy Schneider war er eines der glamourösen Paare der 60er Jahre. Über die Trennung nur vier Jahre nach der Verlobung kam die Schauspielerin nur schwer hinweg. Im Jahr 1963 verübte sie einen Suizidversuch. Aus zwei anderen Beziehungen hat Delon drei Kinder. In diesem Porträt, das zu Delons 80. Geburtstag entstand, versucht der Regisseur hinter die Fassade des eiskalten Engels zu blicken, den Delon im gleichnamigen Gangsterfilm von Jean-Pierre Melville gespielt hat. Der Dokumentarfilm habe ihn bewegt und viele Erinnerungen wachgerufen, sagt Delon. Aus dem lässigen Schönling, der alle verführt und niemanden liebt, scheint im Laufe eines Schauspielerlebens auch ein melancholischer Zweifler geworden zu sein, der seine frühen Verletzungen nie ganz überwunden hat. In jungen Jahren ist Alain Delon für seine markante Stimmte und sein makelloses Gesicht bekannt. Mit diesem scheint er nicht nur wie geschaffen für eine Romanze mit der schönen Romy Schneider, sondern auch für eine Karriere in zahlreichen Filmen, in denen er mal mit Maske, mal oberkörperfrei und mal im Trenchcoat ganz verschiedene Figuren verkörpert. Romy Schneider und Alain Delon stehen 1968 schließlich in "Der Swimmingpool" gemeinsam vor der Kamera. Delon spielt einen eifersüchtigen Liebhaber, der in sommerlich-mondänem Ambiente seinen Nebenbuhler kaltherzig im Pool ertränkt. Überhaupt ist Delon den Bösewichten wie auch den Rollen als schneidiger Liebhaber gleichermaßen zugetan. In der Revolutionsposse "Die schwarze Tulpe" (1964) bekommt man sogar beides zum Preis von einem. Als "Monsieur Klein" (1976) zeigt sich Delon einige Jahre später dann von einer tiefgründigeren Seite: Er spielt den widerspruchsvollen Monsieur Klein, der zur Zeit des Vichy-Regimes ins Fadenkreuz einer Nazi-Ermittlung gerät.
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