Pier Paolo Pasolinis Reisen durch Italien
Gesellschaft + Soziales
Zwischen 1959 und 1971 kommt der Filmregisseur Pier Paolo Pasolini auf drei großen Reisen durch Italien zur Ansicht, dass sich sein Heimatland dramatisch zum Nachteil verändert. Auch für die Zukunft ist Pasolinis Prognose düster. Im Auftrag der italienischen Illustrierten "Successo" bereiste er schon im Sommer 1959 die gesamte italienische Küste mit dem Auto - von Ventimiglia an der französisch-italienischen Grenze bis nach Triest. Begleitet wurde er von dem italienischen Star-Fotografen Paolo Di Paolo. Von März bis November 1963 reiste Pasolini erneut quer durch Italien, vom industrialisierten Norden bis in den archaischen Süden, um die Menschen an ihrem Arbeitsplatz oder in der Freizeit über die Liebe und ihre sexuellen Vorlieben zu befragen. Gemeinsam mit der linken Bewegung "Lotta Continua" realisiert er 1971 den Dokumentarfilm "12 dicembre" über den Bombenanschlag auf der Mailänder Piazza Fontana im Jahr 1969. Der Film enthält dazu auch ausführliche Interviews mit Arbeitslosen in Neapel, Arbeitern in den Marmorbrüchen von Carrara und mit Menschen in Reggio di Calabria, die sich damals über Wochen Schlachten mit der Polizei lieferten. Er zeigt Italien als Land im Ausnahmezustand. Die Leichtigkeit und der Optimismus der 1960er-Jahre wichen der "bleiernen Zeit" des folgenden Jahrzehnts. Pasolinis Kritik an der Konsumgesellschaft, den Medien, dem öffentlichen Leben fiel gnadenlos aus. "In wenigen Jahren sind die Italiener zu einem heruntergekommenen, lachhaften, monströsen, kriminellen Volk geworden" - eine Überzeugung, die er nach seinen Reisen durch das Land Ende der 1960er-Jahre formulierte. Der Film von Claus Bredenbrock zeichnet die Reisen Pasolinis nach, veranschaulicht durch Neudreh- und Archivmaterial, Ausschnitte aus Pasolinis Filmen, Interviews mit Zeitzeugen sowie Fotografien Paolo Di Paolos.
Diese und 50.000 weitere Sendungen in
Link auf diese Seite