
Weltspiegel
Folge 2849 | Zeitgeschehen
• Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen Wie schnell die Welt in eine Ernährungskrisen stürzen kann, hat der Angriffskrieg auf die Ukraine gezeigt. Während die Weizenfelder brannten, war nicht nur in Mauretanien das Brot unbezahlbar, Menschen hungerten. Doch die ausbleibenden Lieferungen aus Osteuropa waren nur ein Teil des Problems. Die Weizenpreise explodierten. Mit Angebot und Nachfrage hatte das wenig zu tun, aber viel mit Panik und Glücksrittertum an den internationalen Börsen. Datenanalysen zeigen, wie Spekulanten nach Kriegsbeginn mit viel Geld die Preise künstlich in die Höhe trieben. • Peru: Bürgerwehr gegen Drogen Wenn in Berlin und Frankfurt Kokain geschnupft wird, hat das konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der von Gewalt gebeutelten Region Vraem im Amazonas Perus. Die extrem brutale linke Guerilla-Organisation „Leuchtender Pfad“ wurde zwar offiziell aufgelöst, aber ihre Nachfolge-Organisationen sind weiter aktiv und beherrschen den Drogenhandel. Das wollen die Menschen nicht mehr akzeptieren und haben bewaffnete Bürgerwehren gegen die Drogenmafia gegründet. Sie patrouillieren mit Macheten und Gewehren in ihren Dörfern, wollen Koka-Felder verhindern. Der Kokainboom in Europa soll ihre Heimat nicht zu einem der gefährlichsten Orte der Welt machen. • Japan: Stromrebellen im Atomland Trotz Fukushima – Japan setzt weiter auf Atomstrom, und die Mehrheit der Bevölkerung unterstützt diesen Kurs. Aber längst nicht alle. In der Bergregion Aizu in der Präfektur Fukushima ticken die Uhren anders als im Rest Japans. Hier, in der Rebellen-Hochburg, arbeitet eine Graswurzelbewegung seit 2011 an einer Stromversorgung ohne Atom, und hat das in Teilen auch geschafft. Ein eigener Stromversorger produziert inzwischen Energie aus mehr als 80 Solaranlagen, dazu aus Klein-Wasserkraftanlagen und Windrädern. Mann der ersten Stunde war der Sake-Bauer Yauemon Sato, ein aktiver Atomkraftgegner mit Verbindungen zu anderen alternativen Energieproduzenten. Im ganzen Land wehren sich lokale Gruppen gegen das Hochfahren der AKW. • USA: Fracking, Fluch oder Segen? Die Energiekrise schafft Fakten. In den USA setzt man wieder stärker auf das sogenannte Fracking, die Gewinnung von Öl und Gas. Die größten Felder ziehen sich vom Norden Texas durch New Mexiko bis hoch nach Colorado. Eine Expansion, sagen die Kritiker und Klimaschützer, sei katastrophal für den Klimawandel und eine wachsende Bedrohung für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Familien und Gemeinden dar, die in der Nähe von Bohrstellen leben. Die Befürworter und Betreiber der Bohranlangen widersprechen: Fracking sei unverzichtbar, um die Energiesicherheit der USA zu gewährleisten. USA-Korrespondent Jan Koch hat mit beiden Seiten gesprochen. • Ägypten: Revolution der Rollschuhfahrer Kairo ist eine der größten Städte weltweit, voller Autos und Abgase. „So schlimm wie hier ist der Verkehr wohl kaum irgendwo anders auf der Welt“, sagt Kareem, und genau deswegen sei sein Hobby ja auch so verrückt. Gemeinsam mit Freunden erobert er gerade die Straßen der ägyptischen Metropole im Sturm. Mehr als eine halbe Million Follower hat die Facebook-Gruppe „Skate in Egypt“. Eine junge Frau sagt: „Es ist dieses Gefühl der Freiheit, ohne das kann ich nicht mehr sein.“ Ausdruck eines Gefühls, im autoritär regierten Ägypten, in dem Mädchen eher in passive Rollen gedrängt werden. Aber Kairos Inlineskater wollen auch deutlich machen, dass die Straßen allen gehören, nicht nur den Autofahrern. So ist das Rollerbladen auch der Beginn einer Verkehrsrevolution, die Ägypten dringend nötig hat. Und vielleicht ein Trendsetter für andere Städte weltweit? • Indien: Wer füttert KI? Künstliche Intelligenz soll schnell und zuverlässig sein wie ein Mensch, vielleicht sogar besser. Doch damit ein Computer die Welt versteht, muss sie ihm zunächst jemand erklären. Milliarden von Bildern, Videos und Sprachdateien werden gesammelt. Doch den Maschinen fehlt die Information, was darauf enthalten ist. In mühseliger und monotoner Handarbeit müssen diese Daten hinzugefügt werden. In dieser sogenannten Annotationsbranche arbeiten tausende Menschen in Niedriglohnländern wie Kenia, den Philippinen oder Indien. Dort werden auch Menschen mit körperlichen Behinderungen in die IT-Branche integriert, sollen die Rechner schlauer machen und profitieren selbst von KI, erlangen erweiterte Fähigkeiten, mehr Selbstvertrauen und eine Perspektive. Weltspiegel-Podcastin dieser Woche: Drogenkrieg in Europa
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