Baden wie zu Kaisers Zeiten - Körperkult von anno dazumal
Folge 179 | Geschichte
Im ersten Teil der Dokumentation geht es um die Geschichte verschiedener Wiener Badeanstalten: Das Gänsehäufel fasziniert schon seit Generationen allein durch seine Insel-Lage. Die weitläufige Anlage mit ihrem herrlichen Baumschatten ist ganz auf Flanieren und Geselligkeit ausgerichtet, bietet aber auch lauschige Plätzchen für ein Mittagsschlaferl oder Zeit zu zweit. Für die Schaulust gibt es seit der 1950er-Jahren einen hohen Aussichtsturm - und eine FKK Zone mit historischen Wurzeln. Der Naturist und Begründer des Bades im Jahr 1900, Florian Berndl, handelte sich allerdings anfangs schnell Schererein wegen der "Unsittlichkeit" des Badens ein. Ein weiteres von mehreren nacheinander gelegenen Bädern rund um das Gänsehäufel ist das Strandbad Alte Donau aus dem Jahr 1918. Der Strand ist mit Sand aufgeschüttet. In unmittelbarer Nachbarschaft hat sich 1919 das Militärschwimmbad der Volkswehr angesiedelt. Praktisch gedacht: In unmittelbarer Nähe war auchdie k.u.k, Garnisons-Schießstätte. Im Militärbad stand wohl mehr die körperliche Ertüchtigung von Soldaten im Mittelpunkt als Kricketspiel, Kaffeeplausch und Damen ohne Korsett bestaunen. Auf der anderen Seite befand sich zu dem Zeitpunkt schon seit 1912 das Arbeiterstrandbad. Dieses entstand unter maßgeblicher Sponsorenschaft der Nußdorfer Brauerei sowie tatkräftigem Arbeitseinsatz von Buchdruckern. Etwas weiter nördlich von Wien entstand 1903 in Kritzendorf aus einem Badeschiff für Nichtschwimmer langsam ein äußerst beliebtes Strombad an einem stillgelegten Donau-Arm. In den 1920er-Jahren entwicklelte sich die Anlage zu einem mondänen Badeort für die Wiener Oberschicht - Architekt Adolf Loos errichte sich beispielsweise ein Wochenendhaus und im Musikpavillon spielten die Wiener Symphoniker auf. Das Bad fand Eingang in Doderers Roman "Die Strudlhofstiege" und in die "Tante Jolesch" von Friedrich Torberg. Noch weiter nördlich entwickelte sich ein echter Hit für Sommerfrischler und Künstler, wie etwa den Komponisten Franz von Suppé: Das Flussbad in Gars am Kamp galt schon Mitte des 19. Jahrhundert als Nobelort für Urlauber aus Wien. Möglich wurde das durch die Kamptalbahn, die bis heute stündlich am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof Richtung Horn im Waldviertel ablegt. Einst ein Regierungssitz unter den Babenbergern, machen der malerische Kamp mit seinen Schwänen und Booten, ein kleiner Kurpark mit Pavillon und ein barocker Ortskern den Ort zu einem der attraktivsten Ausflugsziele des Waldviertels.
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