
aspekte
Reportage
Aktuelle Konflikte, historische Verbrechen, politische Befindlichkeiten - beim Thema Raubkunst geht es immer auch um viel Geld und die Frage: Kann man die Vergangenheit reparieren? Wurden die Benin-Bronzen an die Falschen restituiert? Kehrt das Krim-Gold je in seine Heimat zurück? Und warum liegen Schillers Doktorarbeit und Grimms Wörterbuch in Polen? Noch lange später sorgen Kriege durch kulturelle Verschiebungen für Konflikte. Deutsche Kolonialherren haben nicht nur Kunst in Afrika geraubt, sondern auch Menschen und menschliche Überreste. Abertausende Gebeine und Schädel landeten in deutschen Depots und lagern dort bis heute. Jetzt möchte man die Schädel am liebsten loswerden. Doch wer will sie haben und wozu? Jo Schück trifft in Kamerun afrikanische Vertreter ehemaliger deutscher Kolonien und deutsche Museumsleute, die versuchen, das gemeinsam zu klären. Mit Rückgabe allein ist selbst bei wertvollen Kunstgegenständen wie den Benin- Bronzen noch lange keine Gerechtigkeit wieder hergestellt. Ende 2022 feierlich von Deutschland an Nigeria zurückgegeben, kam vier Monate später die Ernüchterung: Die nigerianische Regierung überträgt das Eigentum der Bronzen an den Oba von Benin, einen Nachfahren genau der Könige, die sich durch einen florierenden Sklavenhandel bereicherten und aus dem Erlös des Sklavenverkaufs die Bronzen herstellen ließen. Nachfahren der versklavten Opfer kritisieren vehement, dass mit der Rückgabe an Nigeria in ein Täterland restituiert wurde. Wie kompliziert Restitutionsfragen werden können, zeigt auch der aktuelle Streit zwischen der Ukraine und mehreren Museen der Krim-Region um das Gold der Skythen. Die wertvollen Schätze wurden bis August 2014 im Amsterdamer "Allard Pierson Museum" ausgestellt. Noch während der Ausstellung annektierte Russland die Krim, und die Niederlande standen unvermittelt vor der Frage, wem sie die Ausstellungsstücke nun zurückgeben sollten. Bis heute liegt das Krim-Gold an einem geheim gehaltenen Ort in Amsterdam und wartet auf den Ausgang eines Gerichtsprozesses, der im September 2023 in letzter Instanz die Frage klären soll: Wem gehört das Gold der Skythen? Selbst innerhalb der EU wird bis heute um die Rückgabe von Kulturgütern gerungen. Im Mittelpunkt einer Kontroverse zwischen Deutschland und Polen stehen die Bestände der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin, die sogenannte Berlinka, die sich seit Kriegsende in Polen befindet. Umgekehrt lagern aber auch noch immer wertvolle, polnische Gemälde in deutschen Museen. Warum klappte ein gemeinsamer Kulturaustausch - fast 80 Jahre nach Kriegsende - zwischen den Nachbarländern eigentlich nicht?
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