Die Eingeborenen von Maria Blut
Drama
Das idyllische Maria Blut gilt als "das österreichische Lourdes", neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle vorbei. Die neuen Geschäftsideen des Fabrikbesitzers Schellbach stellen sich als Schwindel heraus. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, Dollfuß ist Kanzler, und die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich die Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Die Schuldigen für die Misere des Dorfs sind schnell gefunden: der jüdische Anwalt Meyer-Löw und der sozialdemokratisch gesinnte Arzt, Dr. Lohmann. Gefühllos und hinterhältig werden sie von den Eingeborenen zu Sündenböcken gemacht. Regisseurin Lucia Bihler verstärkt das Stakkato dieser Miniaturdramen durch harte Blacks, die Filmschnitten ähneln. Die Bühne dominiert eine überdimensionierte Madonnenstatue und wird von grotesken Figuren, gehüllt in Rosa und fleischfarbenen Latex, bevölkert, die mal chorisch, mal dialogisch, mal erzählend die ganze Boshaftigkeit dieser schaurigen Dorfgemeinschaft entfalten. Das Zusammenspiel aus Bühne, Kostüm, Regie und dem Ensemble des Burgtheaters macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis.
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