Rassismus kann jeden betreffen
Angst essen Seele auf
Melodram
Emmi Kurowski, eine verwitwete Reinigungskraft um die 60, lernt in einer Gastwirtschaft einen 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter kennen, den sie der Einfachheit halber und ohne Arg „Ali“ nennt. Ali, der froh ist, eine Gesprächspartnerin gefunden zu haben, bringt Emmi nach Hause. Aus der zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Beziehung. Ali zieht zu ihr, sie beschließen, zu heiraten. Doch Emmis erwachsene Kinder reagieren entsetzt. Und auch die Nachbarschaft und das Arbeitsumfeld stehen Emmis neuer Beziehung kritisch gegenüber. Der Kaufmann um die Ecke ekelt Ali sogar aus seinem Laden. Als Emmi und Ali von ihrer Hochzeitsreise zurückkehren, scheint sich die Situation wunderbar verändert zu haben: Der Kaufmann hat sich erinnert, dass Geld nicht stinkt. Die Kinder beuten Emmi als kostenlose Babysitterin aus. Die Nachbarin erkennt, dass ein freundlich gestimmter Ali als Hilfe für schwere Arbeiten im Haushalt nützlich ist. Auch die Kolleginnen und Kollegen haben ein anderes schwarzes Schaf gefunden, an dem sie ihre Frustration auslassen können. Aber jetzt, nachdem der äußere Druck gewichen ist, beginnen die internen Schwierigkeiten dieser Ehe ihren Lauf zu nehmen. Ali möchte vor Freunden und Kollegen seine Unabhängigkeit beweisen und tut das unter anderem durch Besuche bei der Kellnerin Barbara. Emmi ist entschlossen, um ihren Mann zu kämpfen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Plötzlich bricht Ali zusammen. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo ein offenes Magengeschwür diagnostiziert wird - eine düstere Prognose für Alis Zukunft. Emmi aber will nicht aufgeben und hofft auf einen Neuanfang. Es ist die paranoide Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden, die Fassbinder, der erfolgreichste deutsche Regisseur der Nachkriegszeit, hier thematisiert und mit intelligenten Wirkungsstrategien eindrucksvoll in Szene setzt. „Angst essen Seele auf“, Rainer Werner Fassbinders meisterhafte Fusion aus klassischem Hollywood-Melodram à la Douglas Sirk und kritischer Gesellschaftsstudie, ist eine parabelhafte Abrechnung mit einer von Rassismus durchdrungenen Gesellschaft. Nicht zuletzt lebt der Film von den großartigen schauspielerischen Leistungen. Für ihre beeindruckende Darstellung der komplexen Figur Emmi Kurowski erhielt Brigitte Mira 1974 den Bundesfilmpreis. „Angst essen Seele auf“ lief 1974 als deutscher Wettbewerbsbeitrag beim Internationalen Filmfestival von Cannes und erhielt dort den Preis der Ökumenischen Jury sowie den FIPRESCI-Preis.
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