Olympische Spiele Paris 2024
Folge 1 | Gesellschaft + Soziales
Schon die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris verspricht ein gigantisches Spektakel, das Maßstäbe setzen soll für Wettkämpfe vor atemberaubender Kulisse, und das mitten in der am dichtesten besiedelten Metropole Europas. Die Spiele sollen aber auch in anderer Hinsicht außergewöhnlich sein: Sie sollen den Beweis erbringen, dass Olympia doch nachhaltig gut sein kann für eine Stadt und ihre Bewohner. Geht das wirklich? Und: Was bedeutet das konkret für Paris? Sabine Rau, die Frankreich-Korrespondentin der ARD, hat ein Jahr lang die Vorbereitungen auf die Spiele beobachtet und den Countdown zu Olympia miterlebt – Anstrengungen und Herausforderungen, Vorfreude, aber auch Frust und Wut. Pierre Rabadan ist der Olympia-Beauftragte der Pariser Bürgermeisterin. Eine seiner wichtigsten Baustellen ist die Seine: Hier soll nicht nur die Eröffnungsfeier stattfinden, sondern auch verschiedene Schwimmwettbewerbe. Dafür muss der Fluss aber erst einmal sauber genug werden. Eine Mammutaufgabe, symbolhaft dafür, wie Olympia die Stadt zum Positiven verändern soll. „Einen solch spektakulären Ort hat es für Schwimmwettbewerbe noch nie gegeben“, schwärmt Rabadan, „und in Zukunft werden auch die Bürger in der Seine baden können.“ Im vergangenen Jahr allerdings ist die Generalprobe danebengegangen: Vier von den geplanten sechs Testwettbewerben in der Seine konnten nicht stattfinden, weil das Wasser noch zu schmutzig war. Wie gut schlagen die Maßnahmen an, um die Wasserqualität zu verbessern - und wie lange wird das halten? Marc Poulbot wohnt in der Banlieue, in Saint-Denis. Dort, unweit des Sportstadions Stade de France, haben große Baustellen das Stadtbild verändert, zum Beispiel für das Olympische Dorf. Was hier gebaut wird, soll diesem lange vernachlässigten, sozial schwachen Teil des Großraums Paris Fortschritt bringen. Marc Poulbot und seinen Nachbarn allerdings haben die Spiele erst einmal ein neues Autobahnkreuz vor der Haustür beschert, und die Grundschule im Viertel ist nun von Autobahnauf- und Ausfahrten eingekreist. „Wir zahlen hier den Preis für die neuen Stadtviertel, für die Vorzeigeprojekte, bei denen alle darauf geachtet haben, dass alles gut wird“, meint er. Einen ganz eigenen Blick auf die Olympischen Spiele hat auch Mathieu Lahaye. Der ehemalige Weltklasse-Sprinter organisiert spezielle Wettbewerbe, um den Jugendlichen in der Banlieue die Leichtathletik nahezubringen. Die Spiele finden zwar in ihrer Stadt statt, scheinen aber unerreichbar und unbezahlbar für viele hier. Lahaye hat den Organisatoren der Spiele seine Unterstützung angeboten, um mit ihnen das Versprechen der „Spiele für alle“ umzusetzen. Konkrete soziale Arbeit als Teil der Vorbereitungen auf die Spiele. Mittlerweile ist er ernüchtert: „Ich hätte erwartet, dass man die Jugendlichen in den Vorstädten in den Olympischen Geist mit einbindet. Aber stattdessen werden das wohl sehr touristische Spiele, die das schöne Bild von Paris bewerben sollen.“ Kann Paris tatsächlich ein Modell für „ganz andere“, „gute“ Spiele werden? Wird die Wette aufgehen? Ein persönlicher und tiefgreifender Erfahrungsbericht aus der Stadt der Spiele – Paris. Film von Sabine Rau und Nils Casjens
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