Guck mal Retro - Wembley in Berlin
Gesellschaft + Soziales
Eine Stadt sieht fern, eine Stadt im Fußballfieber. Als am vorletzten Julitag des Jahres 1966 kurz vor 15.00 Uhr das Weltmeisterschaftsendspiel im Londoner Wembley-Stadion angepfiffen wurde, waren die Berliner Straßen fast leergefegt. Nur vereinzelt standen Gruppen wie an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche um ein tragbares Fernsehgerät. Viele Gastwirte hatten für jedes deutsche Tor Freibier versprochen, und dazu kam es schon in der zwölften Minute. Doch das Glück blieb nicht treu. In den Gartenlokalen an Spree und Havel standen die Kellner vor leeren Stühlen. Findige Ausflügler schlugen zwei Fliegen mit einer Klappe, waren bei Mutter Grün und doch in Wembley am Ball, verfolgten Glück und Unglück der deutschen Mannschaft. Nicht anders war es in der City. Im Frisiersalon kräuselten nicht die Locken, sondern die zarten Nackenhaare - vor Erregung. Auch die Schimpansen-Gruppe des Zirkus Hagenbeck ließ es sich bis kurz vor ihrem Auftritt in der Manege nicht nehmen, den Stand des spannenden Spiels zu verfolgen. "Nicht im Tor, kein Tor - oder doch?" Worüber danach noch jahrzehntelang erbittert gestritten wurde, nahm man seinerzeit wohltuend unaufgeregt hin. Und auch die Untertanen Ihrer Majestät verfolgten in Berlin im Britischen Offiziers-Klub in typisch englischer Art das Spiel, kühl bis ans Herz, bis es soweit war: "Welcome to a brand new soccer King." "Red, white and blue" - in schwarz und in weiß.
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