
Ostfrauen
Folge 1 | Gesellschaft + Soziales
Während in der Bundesrepublik Jahrzehnte vor, aber auch Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer die Rolle der Frau in der Gesellschaft immer wieder thematisiert wird, galten die Frauen der untergegangenen DDR schon 1990 als gleichberechtigt und die Emanzipation eigentlich als abgeschlossen. Doch in der DDR gab es verschiedene Frauenbilder, ein von oben verordnetes und ein im Alltag gelebtes. Die Frauen haben sich ihre Emanzipation nicht erkämpft, sie war in der DDR Staatsdoktrin. Der Staat unterstützte Mütter mit kostenloser Kinderbetreuung, mit gleichem Lohn oder einem monatlichen Haushaltstag. Im Ergebnis arbeiteten die Frauen doppelt so hart, kümmerten sich um die Kinder und um den Haushalt - die Vollzeitstelle kam obendrauf. Doch ansehen durfte man ihnen den Stress nicht, die Frau im Sozialismus zeigte Stärke, Fleiß und Opferbereitschaft - und klagte nicht über die Mehrfachbelastung. Das prägt, bis heute. Während sich in der Bundesrepublik viele Frauen allein den Herausforderungen von Hausarbeit und Kinderbetreuung gegenübersahen, rieben sich die meisten DDR-Frauen zwischen den Rollen als Arbeiterin, Mutter und der Verantwortlichkeit für den Haushalt auf. Eine wirkliche Alternative zu diesem Lebensmodell bot die DDR jedoch kaum, auch wenn es für Mütter ein Entgegenkommen in Form von Kinderwunschpille, Babyjahr, Krippen und Kindergarten gab. Im Wendeherbst 1989 wollten das Verbände wie der Unabhängige Frauenverband (UFV) für die Frauen im Osten noch ändern. Aber dann fiel die Mauer, und ein neues Wertesystem bestimmte fortan den Alltag der Menschen - und mit diesem neuen System wurden die Unterschiede deutlich und sie sind es bis heute. Film von Lutz Pehnert und Antje Schneider
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