

Clint Eastwood überzeugt auch ohne Action
Die Brücken am Fluss
Liebesfilm
Vor vielen Jahren hat die italienische Lehrerin Francesca (Meryl Streep) in Neapel ihren Mann Richard (Jim Haynie) kennengelernt, einen GI, dem sie auf seine Farm nach Iowa folgte, ohne genau zu wissen, was sie dort erwartet. Inzwischen, man schreibt das Jahr 1965, ist sie Mutter zweier herangewachsener Kinder, Richard erweist sich als grundsolider Ehemann, doch ihre Träume und Sehnsüchte blieben unerfüllt. Das scheint sich zu ändern, als eines Tages der weit gereiste Fotograf Robert Kincaid (Clint Eastwood), der für das National Geographic Magazine überdachte Holzbrücken ablichten soll, die als einzige Attraktion der Gegend gelten, in der Gegend auftaucht. Mann und Kinder sind für einige Tage verreist, und so hat die Strohwitwe Zeit und Muße, dem sympathischen Fremden den Weg zu zeigen. Später lädt sie ihn zum Abendessen ein, die Gespräche mit ihm haben etwas Elektrisierendes. Beim Wiedersehen am nächsten Tag ahnen beide, dass es nicht bei einem Gespräch bleiben wird. Der aufrichtige Weltenbummler und die wieder aufblühende Hausfrau und Mutter, die sich extra für ihn ein neues Kleid gekauft hat, verlieben sich einander. Am Ende der knapp bemessenen Zeit entscheidet sich Francesca für ihr bescheidenes familiäres Glück. Erst nach ihrem Tod erfahren die beiden erwachsenen Kinder aus dem Tagebuch der Mutter von diesen vier ganz besonderen Tagen in ihrem Leben. Mit dieser wundervoll fotografierten, zweistündigen Liebesgeschichte erweist Clint Eastwood sich nicht nur als virtuoser Regisseur, der ein großes Melodram ohne kitschige Überzeichnung inszeniert. Im Gegensatz zur Buchvorlage, in der Robert James Waller eine konventionelle männliche Eroberungsfantasie zu Papier brachte, kehren Eastwood und sein Autor Richard LaGravense die Perspektive um. "Die Brücken am Fluss" ist ein subtiler Frauenfilm mit der großartigen Meryl Streep als spröder Farmerin, die sehnsuchtsvoll einen halbnackten Fremden beobachtet, ihn verführt, ihre Sinnlichkeit entdeckt - und dabei stets die Entscheidungsgewalt über ihr Leben behält. Neben seiner bemerkenswerten Regieleistung setzt der zweifache Regie-Oscar-Preisträger auch Akzente als Schauspieler, indem er sein wortkarges Dirty-Harry-Image geschickt in die Darstellung eines einsamen Wolfes einfließen lässt.
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