Kreativ: Marxistische Vampir-Komödie
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Blutsauger
Komödie
An einem Dienstag im August 1928 steht ein Mann in Anzug und Zylinder am Strand und schaut aufs Meer; weit hinter ihm steht eine Frau mit feinen Handschuhen, ein Mann hält für sie einen kleinen Sonnenschirm. Der Anzugträger ist der in Russland in Ungnade gefallene Schauspieler Ljowuschka, der am Ostseestrand seine Übersiedlung nach Hollywood plant. Die Frau, die ihn beobachtet, ist die reiche deutsche Fabrik-Erbin Octavia Flambow-Jansen mit ihrem Diener Jakob, den sie jedoch konsequent als ihren „persönlichen Assistenten“ bezeichnet. Während der Karl-Marx-Lesekreis in den Dünen unweit der beiden Figuren schon längst den blutsaugenden Charakter der bourgeoisen Octavia erkannt hat, lässt sich Ljowuschka, der sich als russischer Baron ausgibt, von Octavia auf ihr Anwesen einladen. Obwohl seine Tarnung als Baron bereits am ersten Abend auffliegt, erweist sich Octavia als äußerst hilfreich für Ljowuschka. Er ahnt noch nicht, dass sie eine im wahrsten Sinne des Wortes blutsaugende Kapitalistin ist. Gemeinsam drehen sie einen Vampirfilm, der Ljowuschka in Hollywood zum Durchbruch verhelfen soll. Im Laufe der Dreharbeiten verliebt er sich jedoch in die bourgeoise Vampirin und hat sich von seinem ursprünglichen Plan, ein berühmter Schauspieler zu werden, verabschiedet. Währenddessen beschließen die Mitglieder des Karl-Marx-Lesekreises, Arbeiter aus Octavias Fabrik, diese als Vampirin zu enttarnen und zur Rechenschaft zu ziehen. Doch Ljowuschka will seine Liebste retten, auch wenn Kapital und Klasse sie wohl auf ewig trennen werden. Der Film „Blutsauger“ hatte seine Premiere 2021 auf der Berlinale in der Sektion Encounters. Das Drehbuch wurde bereits 2019 in der Kategorie Bestes unverfilmtes Drehbuch mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet. Es ist der vierte Film des deutsch-französischen Regisseurs Julian Radlmaier. Schon sein mittellanger Film „Ein Gespenst geht um in Europa“ (2013) beschäftigt sich mit der marxistischen Theorie. Es war sein Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb). Der ebenfalls mittellange Film „Ein proletarisches Wintermärchen“ (2014) und sein erster Langfilm „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ (2017) folgten. Letzterer erhielt 2018 den Preis der deutschen Filmkritik für den besten Debütfilm.
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