aspekte
Reportage
Kein Kultursommer ohne Klassikfestivals: "aspekte" besucht die Festspiele in Bregenz, Salzburg und Bad Kissingen. Was haben die letzten zwei Jahre mit der Festivallandschaft gemacht? Wie wollen sich die bedeutenden sommerlichen Klassik-Events trotz nicht enden wollender Corona-Herausforderung und trotz des Krieges in der Ukraine behaupten? Und wie sieht die Zukunft aus? Eigentlich dachte man, 2022 würde wieder Normalität einkehren. Die Aufregung ist groß bei den Festspielen in Bregenz am Bodensee. Auf der monumentalen Seebühne wird alles vorbereitet für die Premiere von Puccinis "Madame Butterfly". Zum 75. Mal finden in diesem Jahr Festspiele am Bodensee statt. Kaum ein anderes Sommerfestival kann mit einer ähnlich spektakulären Bühnenkonstruktion aufwarten. Vor zwei Jahren fielen die beliebten Festspiele der Pandemie zum Opfer. In diesem Jahr soll alles wieder sein wie früher, auch wenn die Coronazahlen gerade wieder steigen. 7000 Zuschauer können pro Abend die Aufführungen sehen. Künstlerisch soll in diesem Jahr alles auf hohem Niveau spielen, die Hauptrolle in "Madame Butterfly" ist dreifach besetzt, Regie führt Andreas Homoki, Intendant des Züricher Opernhauses und auf nahezu allen großen Opernbühnen der Welt als Regisseur zu Hause. Er erzählt Jo Schück, welche Herausforderungen speziell auf dieser Seebühne zu meistern sind. Auch der Dirigent der "Madame Butterfly", Enrique Mazzola, stellt sich den besonderen Herausforderungen: Dirigiert wird nicht auf der Seebühne, sondern drinnen im Festspielhaus. Der Dirigent ist mit den Sängerinnen und Sängern auf der Seebühne mit Kameras verbunden. Das gibt es in dieser Form nur in Bregenz. Auch bei den Salzburger Festspielen hatte man gehofft, wieder zum regulären hochkarätigen Festspiel-Sommer zurückkehren zu können. In die letzten beiden Jahre der Pandemie fiel das Jubiläumsprogramm zum 100. Geburtstag der Salzburger Festspiele, das über zwei Jahre gestreckt werden musste und nur unter Aufbietung aller Kräfte erfolgreich gemeistert wurde. In diesem Jahr wird das Festspielprogramm überlagert von Diskussionen um fragwürdige Sponsoren und die Frage, wie groß die Nähe von Künstlerinnen und Künstlern zu Wladimir Putin ist. Teodor Currentzis dirigiert etliche Konzerte und die Renommierproduktion "Herzog Blaubarts Burg / De temporum fine comoedia" von Carl Orff. Der in Russland lebende und arbeitende Grieche ist erst vor Kurzem mit seinem Orchester musicAeterna aus dem sibirischen Perm nach St. Petersburg gezogen und wird dort als russisches Vorzeigeorchester gefeiert. Einer der Hauptsponsoren ist die russische VTB Bank, die wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine mit Sanktionen belegt wurde. Was spricht dafür, was spricht dagegen, dass Teodor Currentzis - der bislang zu der Causa schweigt - in Salzburg auftritt? Station macht "aspekte" auch beim Kissinger Musiksommer, der in den letzten beiden Jahren stark unter der Pandemie zu leiden hatte. Das Festival gehört zu einem der wichtigsten Festivals in der Provinz, zu dem viele internationale Stars anreisen. Der neue Intendant, Alexander Steinbeis, hat die Aufgabe, das Festival für die Zukunft fit zu machen. In seinem ersten Programm treten daher nicht nur große etablierte Stars auf, wie die Geigerin Isabelle Faust, sondern auch der vielversprechende Klassik-Nachwuchs. Der 27-jährige Patrick Hahn sprang kurzfristig ein und dirigiert die Wiener Symphoniker. Zwei anspruchsvolle Programme musste er mit wenig Probenzeit vorbereiten, eines mit der gefeierten norwegischen Sopranistin Lise Davidsen, die parallel auch bei den Bayreuther Festspielen engagiert ist. Jo Schück trifft unter anderen den Dirigenten Petr Popelka, der bis vor Kurzem noch Solokontrabassist in der Sächsischen Staatskappelle Dresden war und eine der großen Neuentdeckungen der Klassikwelt ist. Außerdem begleitet Jo Schück die Brüder Lucas & Arthur Jussen durch einen ihrer Proben- und Konzerttage. Die beiden Brüder sind international gefeierte Klaviervirtuosen.
Diese und 50.000 weitere Sendungen in
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