
Frankreich – wo geht die Reise hin?
Land + Leute
Atomkraft, Migration und die NATO – wollen die Menschen in Europa mehr oder weniger davon? Und dies sind nur ein Teil der wichtigen Themen, um die gerade auch in Frankreich vor den Präsidentschaftswahlen besonders vehement gestritten wird. Phoenix zeigt die Deutschland-Premiere der Reportage „Frankreich – wo geht die Reise hin?“, die tiefe Einblicke gibt in das Leben und Denken französischer Bürger:innen, die sich auf unterschiedlichen Seiten des politischen Spektrums engagieren. Wir treffen Baptiste Festor de Suremain, der mit 16 Jahren Vorsitzender der Schüler-Bewegung ist, die den Rechts-Populisten Eric Zemmour unterstützt. Er will, dass Frankreich “wieder nach Frankreich aussieht”, - das heißt für ihn vor allem: keine neuen Migranten. Es soll weniger Kebab-Restaurants geben, dafür wieder mehr Wein und Käse-Läden. Baptiste nimmt uns mit in die Pariser Vorstadt, in der er lebt und er schimpft darüber, dass Muslime Geld für eine Moschee sammeln wollen. Das hört ein aus Tunesien stammenden Mann, mit dem er aneinander gerät. Ebenso wie sein Mentor Zemmour will der Schüleraktivist, dass Frankreich von der EU und NATO Abstand nimmt, um eine eigenständige Rolle in der Welt-Politik zu spielen. Den Fotografen und Filmemacher Cédrick Isham-Calvados (42 Jahre) dagegen ärgern die Positionen der Rechtspopulisten gewaltig, da diese behaupten, es gäbe gar keine Diskriminierung, solange sich alle Franzosen an die Gesetze halten würden. Isham-Calvados dagegen erlebt, dass Schwarze wie er selbst auch im heutigen Frankreich nicht gleichbehandelt werden. Nur die wenigsten hätten politische oder gesellschaftliche Entscheidungs-Posten. Er lebt auf der Antillen-Insel Guadeloupe, und will den Menschen in den französischen Überseegebieten, den Nachfahren der Sklaven, eine Stimme geben. Sein ideales Frankreich ist ein Mosaik von Menschen, die vielfältige Hintergründe haben. Im Pariser Vorort Saint Denis treffen wir auf die 25jährige Anaïs Brood, die sich politisch für Emmanuel Macron engagiert, und nun auf dem Marktplatz versucht Stimmen für ihren Kandidaten zu gewinnen. Sie will, dass in Frankreich Chancengleichheit herrscht. Jugendliche mit Migrations-Hintergrund sollen es genauso weit bringen können wie die anderen. Seit der Ukraine-Krise liegt ihr Kandidat Macron plötzlich in den Umfragen selbst für den ersten Wahlgang ganz vorn. Schließlich besuchen wir den 28jährigen Atom-Ingenieur Julien Leclesve, der im AKW Cattenom unweit der deutschen Grenze arbeitet, und dafür ist, dass Frankreich bei der Atom-Energie bleiben soll. Gerade der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, so Leclesve, dass Frankreich sich auf keinen Fall von Ländern wie Russland weiter abhängig machen dürfe. Deshalb will er die Atomenergie sogar weiterentwickeln und neue Kraftwerke bauen. Der Atomingenieur ist überzeugt, dass die Franzosen durch ihren Hang zur Wissenschaft in Europa eine Vorreiter-Rolle spielen können. Die Reportage von Susanna Dörhage zeigt in ihren dichten Beobachtung unterschiedlicher Menschen, wie sehr Frankreich derzeit seine eine eigene Identität innerhalb Europas sucht, und wie groß die Gefahren einer gesellschaftlichen Spaltung sind.
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