
Die wiedergefundene Zeit
Drama
Mit der Literaturverfilmung „Die wiedergefundene Zeit“, basierend auf Marcel Prousts Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, hat Regisseur Raoul Ruiz sich einer Herkulesaufgabe angenommen. Der Roman ist ausschweifend lang und auch Prousts gehobene Sprache und die elliptische Erzählweise, die dem Erinnerungsvermögen der Hauptfigur gerecht werden sollen, machen ihn nicht gerade zugänglich. Doch Kameramann Ricardo Aronovich und Szenenbildner Bruno Beaugé schaffen es, physikalische Gesetze wie Zeit, Raum und Schwerkraft so auszuhebeln, dass dem Film etwas traumhaft Verwunschenes anhaftet. Das Bewegtsein während eines Konzerts wird durch sich bewegende Sitzreihen wunderbar versinnbildlicht. Aufgrund einer schweren Krankheit ist die Hauptfigur Marcel Proust ans Bett gefesselt und muss der Haushälterin Céleste die eigenen Gedanken diktieren. Beim Betrachten alter Fotos schwelgt er in Erinnerungen an seine Verflossene Gilberte, ihre Mutter Odette, ihren bisexuellen Mann Robert, Albertine und den Baron de Charlus. Marcels Erinnerungen erzählen die Geschichte seiner Liebe zu Gilberte, die unter ihrer Ehe mit Robert leidet, vor dem Ersten Weltkrieg. Später, als der Krieg in vollem Gange ist, geben Marcels Erinnerungen einen Einblick in die Ignoranz und Vergnügungssucht der Oberschicht und nicht zuletzt die Entfremdung der Figuren. Regisseur Raoul Ruiz wurde mit „Die wiedergefundene Zeit“ 1999 für die Goldene Palme in Cannes nominiert. Im selben Jahr wurde die grandiose Kameraleistung von Ricardo Aronovich beim Independent Film Festival im spanischen Ourense ausgezeichnet. Die authentischen Kostüme von Gabriella Pescucci und Caroline de Vivaise wurden bei den Césars nominiert, und Emmanuelle Béart gewann den Schauspielpreis des Filmfestivals in Cabourg für ihre Verkörperung der Gilberte.
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