
made in Südwest
Folge 269 | Wirtschaft + Konsum
"Das können nur wir", meint Bernd Eppli, der Entwicklungs- und Konstruktionsleiter der Hüttenwerke Königsbronn in Baden-Württemberg: Hundert Tonnen geschmolzenes Metall in zwei Minuten zu den größten Kalander-Walzen der Welt gießen. Kalandar-Walzen werden für Papiermaschinen gebraucht. "Damit sind wir Weltmarktführer", so Eppli, der vor zwei Jahren die dritte Insolvenz in Folge miterleben musste. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen konnte er das Traditionsunternehmen in letzter Minute retten. 656 Jahre alt sind die Schwäbischen Hüttenwerke Königsbronn und damit der zweitälteste Industriebetrieb der Welt. Nur ein schwedisches Unternehmen ist sechs Monate älter. Die SWR Reportage begleitet den Guss einer riesigen Kalander-Walze. Die exakte Montage der Gussformen ist besonders schweißtreibend. Gießereimechaniker Allen Stewart und seine Kollegen müssen die 100 Grad heißen, tonnenschweren Einzelteile in einem etwa zwölf Meter tiefen Schacht millimetergenau aufeinandersetzen. Die besondere Herausforderung beim Kochen der Schmelze ist, dass es jedes Mal anders ist: Immer wieder müssen Proben aus der brodelnden Masse gezogen werden, um den Stickstoff- und Kohlenstoff-Gehalt bis auf fünf Stellen hinter dem Komma genau zu erreichen. Die "weiße Erstarrung" auf der Oberfläche ist das Ziel. Danach werden die Walzen auf den tausendsten Millimeter genau geschliffen, bis der berühmte "Königsbronner Schliff" sitzt. Fred Behr ist in seinem vertrauten und doch neuen Metier unterwegs. Er kümmert sich als Personalchef um die etwa 80 Mitarbeiter*innen. Vorher stand er als Betriebsratvorsitzender auf der anderen Seite. Damals musste er schwere Entscheidungen treffen: Wer muss gehen und wer kann bleiben? Nur die Hälfte der Arbeitsplätze konnte erhalten werden. Die 30-minütige Reihe "Made in Südwest" zeigt Reportagen aus dem Wirtschafts- und Arbeitsleben im Landesprogramm Baden-Württemberg des SWR Fernsehens.
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