

Kalter Psychokrieg mit großen Namen
Tagebuch eines Skandals
Drama
Sie wirkt wie ein Lichtstrahl im tristen Alltag einer Londoner Public School: die neue Kunstlehrerin Sheba Hart bezaubert Schüler und Kollegium gleichermaßen. Besonders der ältlichen Geschichtslehrerin Barbara Covett, die kurz vor der Pensionierung steht, geht das Herz auf angesichts der elfenhaften, lässigen Blondine. Die verknöcherte Paukerin sucht Shebas Nähe und hilft ihr bei Problemen mit pubertierenden Klassenmachos. Zum Dank lädt Sheba die nette Kollegin zu sich nach Hause ein. Neidvoll erlebt Barbara, wie Sheba harmonisch in einer großbürgerlichen Familie mit ihrem weit älteren Mann und ihren zwei Kindern lebt. Die warmherzige Atmosphäre und Shebas unbekümmerte Zutraulichkeit erwecken in der einsamen Barbara Hoffnung auf eine Freundschaft, insgeheim jedoch auf mehr. Als sie aber entdeckt, dass die heimlich Angebetete sich mit einem 15-jährigen Schüler eingelassen hat, rast sie vor Eifersucht und erpresst Sheba, ihre Affäre zu beenden. Als diese ihr Versprechen nicht hält, wird die vermeintliche Freundin zur Verräterin und setzt durch eine gezielte Indiskretion eine Lawine in Bewegung. Zu spät erkennt Sheba, welche Furie sich an sie klammert. Richard Eyres sensible Verfilmung des preisgekrönten Romans von Zoe Heller bietet nicht nur eine intelligente Milieustudie, in der das Begehren der kleinbürgerlichen Barbara von Sozialneid befeuert wird, sondern - durch die Tagebuchperspektive im Off - auch die entlarvende Chronik einer Psychopathin, die eine junge Mutter rachsüchtig an den Rand des Ruins treibt. Die britische Oscar-Preisträgerin Judi Dench, bekannt vor allem als James Bonds Chefin "M", lässt aber auch als "böse Hexe" die abgrundtiefe Bedürftigkeit einer Frau erkennen, die sich lebenslang selbst verleugnete. Kongenial agiert Cate Blanchett, ebenfalls Oscar-Preisträgerin, die sich mit ihrer verantwortungslosen Affäre die Freiheit der Jugend zurückholen will und als Objekt der Begierde nicht bemerkt, welche Leidenschaften sie entzündet. Das vielschichtige Psychodrama fesselt mehr als mancher Krimi und wurde verdient für vier Oscars nominiert.
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