Ungeschönte Geschichte von mit Ulrich Seidl
jetzt in der TV Pro Mediathek ansehen
Paradies: Hoffnung
Drama
Melanie (Melani Lenz) steckt mitten in der Pubertät: Die 13-Jährige stellt bei ihrer alleinerziehenden Mutter meist auf Durchzug und verbringt den Tag am liebsten mit Naschen und Abhängen. Natürlich träumt sie wie alle anderen Gleichaltrigen von der ersten Liebe. Diese erlebt die Teenagerin an einem mehr als ungewöhnlichen Ort: einem Diät-Camp im österreichischen Wechselgebirge. Dort versucht sie zusammen mit anderen übergewichtigen Gleichaltrigen, durch körperlichen Drill und strenge Ernährung überschüssige Pfunde loszuwerden. Sobald die Erwachsenen wegschauen, wird aber heimlich Süßes gefuttert, Alkohol getrunken und Flaschendrehen gespielt. Bei ihrer Freundin (Verena Lehbauer) erkundigt sich Melanie über das erste Mal, denn sie hat einen Schwarm: den gutaussehenden Diätarzt (Joseph Lorenz). Der um 40 Jahre ältere Mann weiß bald kaum mehr, wie ihm geschieht. Denn die hemmungslose Zuneigung und die unmittelbare Körperlichkeit des Mädchens berühren sein Herz. Stillschweigend deckt er eine unerlaubte Discotour, bei der Melanie, komatös betrunken, nur knapp einer Vergewaltigung entgeht. Der Endfünfziger kann nur staunen, wie nahe ihm das Mädchen bereits gekommen ist. Umso schwerer fällt es ihm, die letzte Grenze nicht zu überschreiten. "Paradies: Hoffnung" ist ein eindrücklicher Film, der es schafft, eine große Nähe zu den Figuren zu halten, ohne ins Voyeuristische abzudriften. Die Wochen, die Melanie im Camp erlebt, sind ebenso alltäglich wie symbolisch - darauf verweist Ulrich Seidls dokumentarische Bildsprache. Im sterilen Mikrokosmos des Camps sieht sich eine heranwachsende Frau nicht nur mit dem Normierungsdruck konfrontiert, der von außen an sie herangetragen wird, sondern auch - untrennbar damit verbunden - mit ihren Sehnsüchten und dem Wunsch nach Zuneigung. Und nicht umsonst verbindet Ulrich Seidl den Blick auf eine Heranwachsende mit dem titelgebenden Element der Hoffnung. Innerhalb eines Jahres war Ulrich Seidl mit seiner "Paradies"-Trilogie auf bedeutenden Filmfestivals vertreten, wo er mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. Nach "Paradies: Glaube" und "Paradies: Liebe" ist "Paradies: Hoffnung" ein Film, der Mut macht - nicht zuletzt, weil er von der jüngsten der drei Frauenfiguren erzählt. Die Geschichte der übergewichtigen Melanie, die sich in einem Diätcamp zum ersten Mal verliebt, bildet einen fast zärtlichen Abschluss der Trilogie, mit der Ulrich Seidl die Sackgassen menschlicher Sehnsüchte ausgeleuchtet hat.
Diese und 50.000 weitere Sendungen in
Link auf diese Seite