Nachtcafé
Folge 1008 | Talkshow
In die Fänge geraten: In extremen Fällen sitzen Menschen buchstäblich in der Falle, zum Beispiel als Opfer einer Geiselnahme oder Entführung. Auch, wer in die Fänge einer Sekte oder einer extremistischen Gruppe gerät, ist ohnmächtig und fremdgesteuert. Leben, Handeln und Denken sind dann bestimmt von den Glaubenssätzen und Überzeugungen der Gruppe. Andere sind von den Stimmen in ihrem Kopf eingenommen, die ihr Leben prägen und beschränken, wie auch von einer Suchterkrankung, der man ohne professionelle Hilfe kaum entkommt. Wieder andere erleben Unfreiheit im Zwischenmenschlichen. Beispielsweise in einer toxischen, gewalttätigen Beziehung oder in Beziehungen mit narzisstischen oder egoistischen Menschen. Meist erkennen Betroffene irgendwann, dass ihnen die Beziehung nicht guttut und finden dennoch keinen Ausweg. Wie leicht gerät man in die Fänge anderer und steckt in einem Sog, aus dem man kein Entkommen findet? Was braucht es, um sich zu befreien? Darüber sprechen: • Alexander Gutbrod ist bei den Zeugen Jehovas ausgestiegen Zu Eltern und Geschwistern hat Alexander Gutbrod keinen Kontakt mehr, seit er den Zeugen Jehovas den Rücken gekehrt hat. Viele Jahre war deren Weltanschauung für ihn normal. Je älter er wurde, desto mehr zweifelte er und fühlte sich als schwuler Mann in den strengen Strukturen der Zeugen Jehovas lebendig begraben. Sein Outing war für Gutbrod ein Befreiungsschlag – wenn auch ein schmerzhafter: „Ich will andere zum Ausstieg ermutigen – trotz des Abgrundes, der vor einem liegt“, so Gutbrod. • Loredana Galeoto wurde von ihrem Ex-Mann gestalkt und lebensgefährlich verletzt Dass sie sich aus den Fängen ihres gewalttätigen Mannes befreite, wurde für Loredana Galeoto nach 27 Jahren Ehe-Martyrium beinahe zum Todesurteil. Trotz eines Kontaktverbotes verfolgte und stalkte er sie. Ende 2018 passte er sie in einem Laden ab und rammte ihr ein Messer in den Nacken. Seitdem sitzt die Schweizerin im Rollstuhl. Sie wird sich weiter durchs Leben kämpfen: „Ich habe bitter bezahlt, trotz allem fühle ich mich befreit.“ • Sabine Sitte fand alleine den Weg aus ihrer Alkoholsucht Sabine Sitte wurde immer wieder vor Augen geführt, dass sie sich in den Fängen des Alkohols befindet. Auch ihre Kinder konfrontierten sie mit ihrem Trinkverhalten. Vor der Familie versteckte Sabine Sitte deshalb Getränke, und Feiern verließ sie früh, um alleine weiterzutrinken. Vor drei Jahren schaffte sie endlich den Absprung. Doch das Rückfallrisiko ist hoch, weil Alkohol in der Gesellschaft allgegenwärtig ist: „Meine Trigger sind emotionale Situationen, die mich überfordern.“ • Anna Kunze leidet unter einer schizophrenen Erkrankung „Eva“ und „Demian“ – so heißen die unsichtbaren Begleiter der Studentin Anna Kunze. Seit ihrer Teenagerzeit hört sie Stimmen im Kopf. Erst viel später dann die Diagnose: „Schizophrenie“. Vor allem die weibliche Stimme mit ihren gehässigen Kommentaren und lebensbedrohlichen Befehlen macht Anna Kunze Angst. Doch mithilfe von Therapien und Medikamenten lernt sie, mit der Krankheit umzugehen. Stützen sind für sie auch ihre Kunst und ein dreibeiniger Kater. • Alexander Lappis Stiefvater ging kolumbianischen Dealern in die Falle Der Österreicher Alexander Lappi setzt sich für den früheren Lebensgefährten seiner Mutter ein: Roman Garber sitzt wegen Drogenschmuggels in der kolumbianischen Metropole Cartagena im Gefängnis. Als angeblich Begünstigter eines britischen Fonds wurde er per Mail von Unbekannten kontaktiert. Doch statt die versprochenen 10,5 Millionen Dollar zu erhalten, geriet der Rentner in die Fänge von Kriminellen. Nun drohen ihm 20 Jahre Haft. • Dr. Christian Firus ist Facharzt für Psychosomatische Medizin In die Fänge zu geraten und damit unfrei zu sein, sei „das Gegenteil von Exploration, im Sinne von Welt und Leben entdecken“, erklärt der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Christian Firus. Nicht jeder, der eine bedrohliche Situation erlebt, wird traumatisiert, betont der Experte. Manchen Betroffenen gelinge es, das Geschehene aufzuarbeiten. Andere funktionieren, bis sie in Sicherheit sind, und brechen erst dann zusammen. Gäste bei Michael Steinbrecher
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