Hirschhausen und der Schmerz
Dokumentation
"Die neue Dokumentation von Dr. Eckart von Hirschhausen über die stille Schmerzmittelkrise in Deutschland.\n\nSchmerz ist allgegenwärtig - und seine vermeintliche Linderung auch. In Deutschland werden jedes Jahr über hundert Millionen Packungen Schmerzmittel verkauft. Tendenz steigend. Fast jeder dritte Erwachsene nimmt sie innerhalb eines Monats ein.\n\nIn seiner neuen Dokumentation geht Dr. Eckart von Hirschhausen dem wachsenden Schmerzmittel-Markt auf den Grund. Seine Recherchen führen ihn zu erschütternden Patientenschicksalen, kritischen Fragen an die Pharmaindustrie und ermutigenden therapeutischen Alternativen.\n\nWenn Medikamente krank statt gesund machen. Hirschhausen zeigt die Abgründe, denn dass auch frei verkäufliche Medikamente wie Diclofenac, ASS oder Paracetamol Organe schwer schädigen können, ist kaum bekannt.\n\nEr trifft den ehemaligen Profifußballer Ivan Klasnic, der mit zu viel Diclofenac, bekannt etwa unter dem Handelsnamen Voltaren, seine Nieren zerstörte und transplantiert werden musste. Ein Einzelfall? Keineswegs.\n\nExpertinnen und Experten gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Menschen, die in Deutschland auf Dialyse angewiesen sind, ihre Nieren durch Schmerzmittel dauerhaft geschädigt haben.\n\nDie Opioid-Krise in den USA machte Schlagzeilen. Gibt es in Deutschland auch ein Problem mit diesen starken und verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln? Ja!\n\nEckart von Hirschhausen spricht mit der ehemaligen Krankenschwester Sybille (77), die von Fentanyl abhängig wurde. Wegen ihrer Arthrose bekam sie von ihrer Hausärztin das Siebenfache der empfohlenen Höchstdosis an Opioiden, wog nur noch 45 Kilo und litt unter Halluzinationen.\n\nHirschhausen begleitet sie in ihre Entzugsklinik.\n\nDie Kraft des Körpers: Wie wir Schmerz selbst lindern können. In der LUP-Klinik in Hagenow erlebt Hirschhausen, wie Patientinnen und Patienten mithilfe der multimodalen Schmerztherapie neue Perspektiven gewinnen.\n\nUnd der Arzt und Wissenschaftsjournalist will es wissen: An der Uniklinik Hamburg geht Hirschhausen für die Wissenschaft ans Limit - und testet am eigenen Körper, wie gut das menschliche Schmerzabwehrsystem funktioniert.\n\nProf. Christian Büchel, einer der führenden Neurowissenschaftler Deutschlands, erklärt: \"Schmerz ist ein unverzichtbares Warnsignal: ‚Achtung, hier geht etwas kaputt!' Doch bei chronischen Schmerzen läuft dieses eigentlich gute Alarmsystem aus dem Ruder, verändert Neuronen und Funktionen im Gehirn.\"\n\nEine Lösung? Bewegung statt Schonung. Wer Schmerzen versteht, kann lernen, besser mit ihnen umzugehen. Eckart von Hirschhausen zeigt Wege aus dem Schmerz, die nicht auf Medikamente setzen.\n\nDurch das Erlernen neuer Bewegungsmuster, durch soziale Kontakte und bewusste Lebensgestaltung lassen sich Schmerzmechanismen im Gehirn auch nach jahrelangem Dauerschmerz positiv beeinflussen.\n\n\"Schmerzmittel sind ein Segen. Und manchmal ein Fluch. Mich hat sehr beeindruckt, wie viele Ebenen Schmerzen haben können. Und wie vielen Patienten mit chronischen Schmerzen die beste Behandlung vorenthalten wird\", sagt Hirschhausen.\n\n\"Viel von dem, was ich noch vor 30 Jahren im Studium gelernt habe, ist längst widerlegt. Und wenn ich das nächste Mal ‚Rücken' habe, greife ich nicht zu einer Tablette, sondern zu den Turnschuhen!\"\n\n\"Hirschhausen und der Schmerz\" ist eine Produktion der Bilderfest GmbH (Buch und Regie: Kristin Siebert, Produzent: Stefan Otter) im Auftrag des WDR für Das Erste."
Diese und 50.000 weitere Sendungen in
Link auf diese Seite