Gab es die Trümmerfrauen gar nicht?
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Mythos Trümmerfrau
Folge 113 | Zeitgeschichte
Vor 70 Jahren begann der Aufstieg eines Mythos, der neben der Währungsreform und dem Wirtschaftswunder, zu den festen Gründungslegenden der deutschen Nachkriegszeit gehört. Die Rede ist vom 'Mythos Trümmerfrauen'. Heute ist er unverzichtbarer Bestandteil nahezu jeder historischen Darstellung der deutschen Aufbaujahre nach 1945 - ganz gleich ob in TV-Dokumentationen oder Printmedien, in Schulbüchern oder Ausstellungen. Die Dokumentation 'Mythos Trümmerfrauen' unternimmt eine kritische Würdigung dieser Gründungslegende. In einer spannenden Spurensuche deckt der Film auf, wie vieles von dem, was wir bis heute über den Wiederaufbau der Nachkriegsjahre zu wissen glauben, sich damals tatsächlich ganz anders zutrug. Der Film folgt der Figur der Trümmerfrau durch die Zeit und zeigt, wie ihre Legende in den letzten 70 Jahren ständig umgestrickt wurde. Mit dem Kalten Krieg geriet sie mehr und mehr zwischen die Fronten des geteilten Deutschlands, diente der Glorifizierung und Abgrenzung unterschiedlicher Gesellschaftsentwürfe und Frauenrollen. Während einer Rentendebatte in den 80ern wurde die Trümmerfrau schließlich zum Symbol einer ganzen Generation von Frauen, die für ihre Aufbauleistung nach dem Krieg nie finanziellen Ausgleich erhalten hatte. Erst jetzt, über 40 Jahre nach Kriegsende, wurde sie auch im Westen zur Ikone und zur Mutter des Wirtschaftswunders erklärt. Bot ihr Mythos doch auch die Möglichkeit, den Blick auf die heroische Leistung einer scheinbar 'schuldlosen' Frauengeneration zu richten und so von den schrecklichen Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus abzulenken. Film von Christopher Weber
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