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Folge 913 | Gesellschaft + Soziales
Seit 1957 betreibt die Familie von Mario Morra bereits ein traditionelles Strandbad in Neapel. Bald muss er sich - wie die anderen etwa 12.000 italienischen Strandbadbetreiber - neu um eine Konzession bewerben, bislang wurde sie einfach immer wieder verlängert, jahrzehntelang. Während Morra sein Geschäft in Gefahr sieht, überlegt Anwohner Mario Avoletto, wie er überhaupt ans Meer kommen soll. De facto werden in Italien seit Jahrzehnten öffentliche Strände privatisiert. Wer baden will, muss zahlen. Oder muss mit kleinen, oft schattigen, Fleckchen am Ende des Strandabschnitts vorliebnehmen. Auch Bürgeraktivist Paolo Casale klagt, dass viele Strandbetreiber zudem gar nicht mehr ihrem Kerngeschäft nachgehen. Hochzeiten und Partys am Meer - das bringt mehr ein als das Vermieten von klapprigen Sonnenliegen. Dabei zahlen Italiens Strandbetreiber lächerliche Konzessionsgebühren, die Branche macht einen geschätzten Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro. Der Staat nimmt davon weniger als ein Prozent an Gebühren ein. Rechtliche Folgen mussten sie bislang keine befürchten: Die Strandlobby steckt oft mit Politik und Polizei unter einer Decke. In der Bucht von Neapel stehen die Anwohnerinnen und Anwohner um Mario Avoletto bereits in den Startlöchern. In zahlreichen Kanus kapern sie für ein "freies Meer" die Strandbäder der Stadt. Der Kampf um Italiens Strände hat begonnen.
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