Panorama 3
Folge 268 | Infomagazin
"Panorama 3" ist das Politikmagazin im NDR Fernsehen. Moderatorin Susanne Stichler und Reporter*innen gehen in Norddeutschland unhaltbaren Zuständen auf den Grund, decken politische Fehlentwicklungen auf und dokumentieren die Folgen. "Panorama 3" bietet dazu Hintergründe, engagiert, pointiert und kritisch. Das Thema: Die kaputte Streitkultur: Politiker*innen inmitten von Hass und Hetze Dieser Sommer vor der nahenden Bundestagswahl am 26. September 2021 ist für Politiker*innen eine Zeit, in der sie endlich den Menschen wieder direkt begegnen können: kein Wahlkampf mehr nur über das Internet, sondern im persönlichen Austausch. Neben der Freude darüber ist bei vielen Politiker*innen aber auch Sorge zu spüren: Wie reagieren die Menschen auf sie? Denn gerade im vergangenen Pandemie-Jahr wurden viele Politiker*innen häufig zur Zielscheibe einer aufgeheizten Debatte. Vor allem im Netz sind sie Hass, Hetze und manchmal sogar auch Morddrohungen ausgesetzt. Doch nicht nur im Netz, sondern auch auf der Straße, beim persönlichen Kontakt ist der Ton in der Gesellschaft offenbar aggressiver geworden. Welche Folgen hat dies auf den Wahlkampf und die Art und Weise, Politik zu machen? "Panorama 3" begleitet zahlreiche Politiker*innen beim Wahlkampf, um dieser Frage nachzugehen. Wie begegnen Politiker*innen dem rauen Ton in der Auseinandersetzung mit den Bürger*innen? Gibt es Momente, in denen sie aus Sorge vor dem nächsten Shitstorm Positionen zurückhalten? Oder sich aus Angst sogar ganz aus der Politik zurückziehen? "Panorama 3" spricht mit Karl Lauterbach (SPD), einer der prominentesten Stimmen in der Pandemie, redet mit Karoline Preisler, die für die FDP in Mecklenburg-Vorpommern aktiv ist und nach ihrer Corona-Erkrankung viel Ablehnung und Hass erlebte. Und auch mit jungen Politiker*innen wie der 24-jährigen Karoline Otte von Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen, die das erste Mal für den Bundestag kandidiert. Benjamin Welling von der Jungen Union Hamburg spricht bei "Panorama 3" über die Aggressivität in der Kommunikation. Beschimpfungen und Pöbeleien seien selbstverständlich geworden. Auch für Kommunalpolitiker*innen gehören persönliche Angriffe zum Alltag. Der Unterschied: sie sind weniger geschützt. Das erzählt Tareq Alaows (Bündnis 90/Die Grünen) eindrücklich. Der 32-jährige ist vor sechs Jahren aus Syrien geflohen, auch er kandidierte für den Bundestag. Doch dann zog er plötzlich vor zwei Monaten seine Kandidatur zurück: zu massiv waren Hetze und Drohungen, zu groß die Angst ihm oder seiner Familie könnte etwas passieren. Eine von "Panorama 3" durchgeführte Umfrage unter allen Politiker*innen, die für den Bundestag kandidieren, stützt die Erfahrungen der Interviewten. 70 Prozent derjenigen, die sich an der Umfrage beteiligten, bestätigen, regelmäßig aggressive, verbale Angriffe zu erleben. Die Auseinandersetzung zwischen Bürger*innen und Politiker*innen sei seit der Pandemie zudem viel aggressiver geworden, bestätigen die Politiker*innen. Die Sozialwissenschaftlerin und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff sowie der Politikberater Martin Fuchs ordnen ein, was das mit der Gesellschaft macht. Und "Panorama 3" stellt die Frage: Wie kommt man wieder zurück zu einer Diskussionskultur, in der in der Sache gestritten wird, ohne Pöbeleien und persönliche Beleidigungen.
Diese und 50.000 weitere Sendungen in