

Sehen statt Hören
Infomagazin
Mehr als die Hälfte aller hörbehinderten Schüler*innen lernen nicht mehr an Förderzentren, sondern besuchen eine Regelschule in Wohnortnähe. Ist Inklusion also nicht mehr nur ein Ideal, sondern schon gelebte Praxis? Wie kann man den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht werden? Wir zeigen vier Beispiele. • Jette, 7. Klasse Jette besucht die 7. Klasse der Oberschule Wiefelstede. Dort hat sie eine Schulassistentin, die für sie nun den Unterricht vorbereitet. Beispielsweise verteilt die Assistentin vor der Schulstunde Mikrofone, in die später Jettes Klassenkameraden sprechen werden. Diese Technik hilft Jette, die ein CI trägt, dem Gesprochenen besser folgen zu können und auf diese Weise bekommt auch ihr Online-Schriftdolmetscher alle Infos aus dem Unterricht mit. Die ersten sechs Schuljahre musste sich Jette darum selbst kümmern - eine große Last. Die Folge: Sie hat immer einen Teil des Unterrichts verpasst, denn auch für das Einsammeln, Laden und Verpacken der Mikros war sie verantwortlich. Trotzdem war es nicht leicht, diese Unterstützung für Jette zu bekommen. Ihre Mutter Nadine von Deetzen hat den Antrag für Jette gestellt, darüber hinaus aber auch viele Rückfragen beantworten, Akten vorlegen und Rückschläge hinnehmen müssen: "Man darf dann auch nicht den Mut verlieren, wenn dann das typische Schreiben kommt: 'Können wir leider nicht übernehmen.'" • Elias, 4. Semester im Studiengang Wirtschaftsingeniuerwesen Elias Zander gehört zu den 14.000 Studierenden an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Hier nutzt er - je nach Bedarf und Möglichkeit - Gebärden- und Schriftsprachdolmetscher. Früher, während seiner Grundschulzeit, ist Elias an eine Gehörlosenschule gegangen. Weil er Abitur machen wollte, wechselte er in der 7. Klasse an eine Privatschule für Hörende, ab der 9. Klasse ging er an eine staatliche Schule. Dort freundete er sich mit Benedict an, ein hörender Junge, der für Elias die Gebärdensprache gelernt hat. An der Privatschule war er mit Hörenden nicht richtig zusammen gekommen, er vermisste das gehörlose Umfeld. An der staatlichen Schule dann traf er auch auf Lehrer, die ihm gegenüber offener waren. Und wenn in den Pausen die Dolmetscher nicht an seiner Seite waren, half ihm sein Freund Benedict. • Olga, 12. Klasse Für Elias Schwester sind Bildung und soziales Miteinander gleichermaßen wichtig. Sie macht an der Witzleben-Schule, eine Schwerhörigenschule in Berlin, ihr Abitur. An der Witzleben-Schule lernen je 12 Schüler*innen pro Klasse - sie können also individueller gefördert werden. Die Unterrichtssprache ist die Lautsprache. Doch in den letzten Jahren hat sich hier einiges verändert. • Inklusionsklasse an der Samuel-Heinicke-Realschule Die Samuel-Heinicke-Realschule für Hörbehinderte in München hat einen neuen Weg der Inklusion eingeschlagen. Hörende, gehörlose und schwerhörige Schüler werden gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Die Gehörlosen-Pädagogin wird von einer Dolmetscherin begleitet, um die Kommunikation für alle abzusichern. Da aber alle im Raum gebärden können, klappt die Kommunikation unter den Schülern auch mal ohne Dolmetscher*in. Dass das eine Besonderheit ist, merken die Schüler*innen besonders dann, wenn andere Lehrer vor ihnen stehen. Willkommen bei "Sehen statt Hören" - der einzigen Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln. Zielpublikum sind vor allem die etwa 300.000 gehörlosen, spätertaubten oder hochgradig schwerhörigen Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bundesrepublik, die ein solches Programm benötigen, das ihren Kommunikationsbedürfnissen entspricht und ihnen optimale Verständlichkeit ermöglicht, aber auch alle anderen, die sich von den Themen und der ungewöhnlichen Machart angesprochen fühlen. In wöchentlich 30 Minuten bringt das vom BR produzierte und in allen Dritten Programmen ausgestrahlte Magazin Informationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Arbeitswelt, Familie, Freizeit, Sport über Kunst, Kultur, Bildung, Geschichte bis hin zu politischen, sozialen, rechtlichen und behindertenspezifischen Themen.
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