Mit Mama hinter Gittern - Italiens jüngste Gefangene
Folge 1075 | Recht + Kriminalität
Im Jahr 2011 hat die damalige italienische Regierung ein Gesetz erlassen, wonach Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren in der Obhut ihrer Eltern bleiben sollen, selbst dann, wenn diese strafffällig werden und eine Gefängnisstrafe antreten müssen. Für das Kindeswohl sei es so besser. In anderen europäischen Ländern liegt das Hafthöchstalter des Kindes bei drei Jahren, auch in Deutschland und Frankreich. Angelica Miri verbüßt eine vierzehneinhalbjährige Haftstrafe im Frauengefängnis Casa Circondariale di Lecce - und mit ihr lebt auch ihre zweijährige Tochter Emma hinter Gittern. Emma ist das einzige Kind in der Haftanstalt. Sie sind zwar in einem eigenen Trakt untergebracht und es gibt ein wenig Spielzeug, aber Emmas einzige Spielkameraden und Kontakte sind ihre Mutter und die Wärterinnen. In der Regel werden straffällig gewordene Mütter mit Babys oder Kleinkindern in speziellen Einrichtungen untergebracht, in denen die Kinder durch Fachpersonal betreut werden, die Wände bunt gestrichen und Gitterstäbe kaum sichtbar sind. Das Problem ist: In ganz Italien gibt es lediglich fünf staatlich finanzierte Mutter-Kind-Einrichtungen, sogenannte ICAMs (Istituto a Custodia Attenuata per Detenute Madri). Die Wartelisten sind lang. Die gebürtige Rumänin Alina Ion und ihre zweieinhalbjährige Tochter Maria hatten Glück: Sie wurden vor einem Jahr in ein ICAM in Mailand verlegt. Hier lernt Alina Italienisch und Französisch, Maria besucht einen regulären Kindergarten. Der Alltag soll so normal wie möglich sein, damit die Kinder durch die Mitinhaftierung nicht unnötig traumatisiert werden.
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