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Zeitgeschehen
Die Gräueltaten von Butscha haben weltweit für Abscheu und Entsetzen gesorgt. Abgefangene Funksprüche des Bundesnachrichtendienstes legen die Vermutung nahe: Der Terror gehört offenbar zur brutalen Strategie der russischen Soldaten. Putins Schergen wollen die Ukrainer in Angst und Schrecken versetzen, um so ihren Widerstand zu brechen. Butscha ist ein Fanal für den Westen: Gestern beschlossen die NATO und die EU, die Sanktionsschraube weiter anzuziehen. Ab August will sich EU ganz von russischer Kohle abkoppeln. Außerdem soll die Ukraine künftig noch schwerere Waffen bekommen. Wird das ausreichen, um weitere Massaker zu verhindern oder vielleicht sogar den Krieg zu beenden? Wie brutal Russland gegen die Ukraine vorgeht, zeigt auch der jüngste Raketenbeschuss auf einen Bahnhof in der Ostukraine, wo Menschen auf einen Zug warteten, um zu fliehen. Bisher hat die NATO kategorisch ausgeschlossen, in der Ukraine selbst Kriegspartei zu werden. Muss sich das vielleicht doch ändern? Wie lange kann die NATO als Werteallianz den Massakern zuschauen? Oder ist der Westen in Wirklichkeit längst selber Teil dieses Krieges, weil er der Ukraine inzwischen mehr als nur Defensivwaffen zur Verfügung stellt? Tschechien hat als erstes NATO-Land das Tabu gebrochen und Panzer an die Ukraine geliefert. Welches Ziel verfolgt der Westen? Soll sich die Ukraine “nur” verteidigen oder Russland militärisch sogar besiegen können? Wie verhält sich die deutsche Bundesregierung? Bisher haben Scholz, Baerbock und Lambrecht stets beteuert, fest an der Seite der Ukraine zu stehen. Kiew beklagt aber bis heute, dass es anders als versprochen immer noch auf Waffen aus Deutschland wartet. Fakt ist, dass Deutschland bisher militärisch weniger Unterstützung leistet als Estland. Wer steht auf der Bremse und warum? Der Bundeskanzler hat Ende Februar von einer Zeitenwende gesprochen. Jetzt soll alles geprüft werden, was machbar ist. Ein überfälliger Sinneswandel? Darüber diskutiert WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn mit den Gästen: • Liana Fix, Politikwissenschaftlerin und Publizistin • Susanne Koelbl, Der Spiegel • Friedrich Schmidt, Frankfurter Allgemeine Zeitung • Deniz Yücel, WELT • Liana Fix, Publizistin, Politikwissenschaftlerin, Körber-Stiftung Liana Fix ist Publizistin und Politikwissenschaftlerin mit Fokus auf deutscher Außenpolitik, europäischer Russlandpolitik und transatlantischen Beziehungen. Sie ist Programmleiterin im Bereich Internationale Politik der Körber-Stiftung und war zuvor Resident Fellow beim German Marshall Fund in Washington, DC, sowie bei der Stiftung Wissenschaft und Politik und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Zudem schreibt sie immer wieder Artikel für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, wie „Internationale Politik“ oder „Die Zeit“ Liana Fix studierte Geschichte und Internationale Politik in London, Geschichte und Medienwissenschaften in Bochum und Tours, Frankreich und promovierte zum Thema der Europäisch-Russischen Beziehungen. 2021 veröffentlichte sie ihr Buch über deutsche und europäische Russlandpolitik seit der EU-Osterweiterung. • Susanne Koelbl, Auslandsreporterin, Der Spiegel Susanne Koelbl ist Auslandsreporterin des Magazins „Der Spiegel“. Sie studierte Sprachen in Angers, Frankreich, Politik und Geschichte in München. Zudem absolvierte sie ein Volontariat bei der Abendzeitung in München und arbeite anschließend dort als Redakteurin. Später wechselte sie als Autorin zum „Süddeutsche Zeitung Magazin“ und 1991 weiter zum „Spiegel“. Seither berichtet sie aus Kriegs- und Krisenregionen wie dem Balkan, Zentralasien und dem Mittleren Osten, darunter Afghanistan, Iran, Nordkorea, Syrien und Saudi-Arabien. Sie schrieb mehrere Bücher. Zuletzt erschien 2020 „Behind the Kingdom’s Veil: Inside the New Saudi Arabia Under Crown Prince Mohammed bin Salman”. • Friedrich Schmidt, Politischer Korrespondent, Frankfurter Allgemeine Zeitung Friedrich Schmidt studierte Jura in Paris und absolvierte die Deutsche Journali stenschule in München. Seit 2008 arbeitet er für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, zunächst in der politischen Redaktion. 2014 ging er als politischer Korrespondent nach Moskau und berichtete aus Russland, Belarus, den Kaukasus und Zentralasien. Wegen des neuen Mediengesetzes in Russland hat er Moskau freiwillig verlassen und berichtet bis Sommer 2022 über Themen rund um den russischen Ukraine-Krieg von Deutschland aus. • Deniz Yücel, Korrespondent, Welt Deniz Yücel studierte Politikwissenschaft in Berlin und arbeitete zunächst als freier Journalist für unterschiedliche Zeitungen, Zeitschriften und andere Medien. Zwischen 2002 und 2007 arbeitete er als Redakteur bei „Jungle World“ und zwischen 2007 und 2014 bei der „taz.die tageszeitung“. 2015 wechselte er zur „Welt“ und ist seither Türkei-Korrespondent der Zeitung. Wegen seiner journalistischen Arbeit war er ab Februar 2017 ein Jahr lang in der Türkei ohne Anklage in Haft. Seit Oktober 2021 ist Deniz Yücel zudem Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Er wurde vielfach ausgezeichnet und erhielt zuletzt 2017 den Theodor-Wolff-Preis, den Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien sowie den Dr. Karl Renner Solidaritätspreis für Publizistik.
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