

Die glorreichen Sieben gegen die Planwirtschaft
Spur der Steine
Tragikomödie
Der Brigadier Hannes Balla und seine schlagkräftige, loyale Truppe auf der Großbaustelle Schkona entführen schon mal einen Kieslaster, wenn die planmäßigen Lieferungen ausbleiben. Weil die Arbeitsleistung des respektlosen Teams aber nie zu wünschen übrig lässt, fällt es der Bauleitung schwer, Balla für seine unsozialistischen Methoden zu kritisieren. Die Lage ändert sich, als auf der Baustelle die hübsche Ingenieurin Kati Klee und der neue Parteisekretär Werner Horrath erscheinen. Horrath will sich dem rüden Balla nicht kampflos unterwerfen und die Zustände auf der Baustelle wirklich verbessern. Wider Erwarten - und nicht ohne Klees Mithilfe - geht Balla auf den Vorschlag des Parteisekretärs ein und beginnt mit seiner Truppe nach dem kräftezehrenden Drei-Schichten-System zu arbeiten. Aus dem gegenseitigen Respekt der Männer wird bald Rivalität, als sich beide in Kati Klee verlieben. Horrath kann ihr Herz gewinnen, doch als sich der verheiratete Familienvater nicht öffentlich zu seinem Verhältnis bekennt, hat das für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen. In langen Parteisitzungen, die wegen der "unmoralischen Zustände" angesetzt werden, treten die Widersprüche eines Gesellschaftssystems zutage, das den Einzelnen stets mit Doppelmoral und oktroyierter Parteidisziplin bedroht. "'Spur der Steine' ist vielleicht der schwungvollste, hinreißendste Gegenwartsfilm der DEFA überhaupt", viele weitere Superlative sind diesem Urteil von Filmkritikerin Erika Richter anzufügen. Er erzählt so schlüssig und lebensnah von jener DDR zu Beginn der 1960er Jahre, von denen, die engagiert den Sozialismus aufbauen wollten, und jenen, die dies parteibürokratisch verhinderten. Die Macher - damals junge Leute: Regisseur Frank Beyer war 32, Manfred Krug 28 Jahre und Eberhard Esche 33 Jahre alt - waren überzeugt, ein Werk produziert zu haben, das auch nach jenem berüchtigten 11. Plenum des Zentralkomitees der SED im Dezember 1965 von der Partei akzeptiert werden konnte. Mit ihrer originellen, äußerst lebendig gespielten Geschichte sind sie der ständigen Forderung der SED nach einer gültigen Gestaltung der Arbeiterklasse in der Kunst nachgekommen. Sie wollten den Sozialismus nicht angreifen, sondern ihn "verbessern". Eine tragische Illusion, der Film geriet in den Strudel des 11. Plenums des ZK der SED, wo zahlreiche Filme verboten wurden. Beyer wurde gezwungen, seinen Film nachzuschneiden. Er wurde am 15. Juni 1966, im Rahmen der 8. Arbeiterfestspiele in Potsdam uraufgeführt. Doch am 29. Juni beschloss das ZK der SED, den Film eine Woche nach Kinostart abzusetzen. Die Filmpremiere am 30. Juni in Berlin geriet zum Eklat, von der Partei organisierte Besucher beeinflussten mit lautstarken Protestrufen die Vorführung. Gleiches geschah in Leipzig und Rostock. Erst in der Wendezeit am 23. November 1989 lief "Spur der Steine" tatsächlich in den Kinos an - und ist seitdem zur Legende geworden.
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