
Bedingt abwehrbereit
Militär
Die Dokumentation "Bedingt abwehrbereit" von Stefan Aust und Frank Gensthaler schildert die Auseinandersetzung zwischen den Machtblöcken USA und Sowjetunion und rekonstruiert, wie der Streit über die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und die persönliche Feindschaft zwischen Franz Josef Strauß und Rudolf Augstein schließlich in der "Spiegel-Affäre" eskalierte. Das Team filmte an Originalschauplätzen in Ost und West, darunter in Kernwaffendepots, Regierungsbunkern und Raketenbasen. Zu den Zeitzeugen, die in der Dokumentation zu Wort kommen, zählen der frühere Verteidigungsminister und Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie Sergei Chruschtschow, der Sohn des früheren Parteichefs der KPdSU Nikita Chruschtschow. Zu sehen sind ebenfalls Ausschnitte aus einem Interview von Stefan Aust mit Rudolf Augstein, in dem Augstein 1993 über die politischen und persönlichen Hintergründe der "Spiegel-Affäre" spricht. Die "Spiegel-Affäre" im Oktober 1962 ereignete sich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als die Welt durch die Errichtung der Berliner Mauer und die Kubakrise an den Rand eines Atomkriegs geriet. Die Angst vor einem drohenden Dritten Weltkrieg war der Hintergrund dieser Affäre, in der die Bundesanwaltschaft wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen die Büros des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" besetzte und dessen Herausgeber Rudolf Augstein sowie mehrere Redakteure verhaften ließ. Inhaltlich ging es nicht nur um die Fehde zwischen dem damaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß und dem Publizisten Augstein, sondern auch um eine Verteidigung des Westens ohne das Risiko eines atomaren Schlagabtauschs. Ende der 1960er-Jahre waren auf bundesdeutschen Boden über 7.000 Atomwaffen stationiert, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Damit sollte die NATO im Fall eines Angriffs die Rote Armee zurückschlagen. Das NATO-Manöver "Fallex 62", über das der "Spiegel" in der Ausgabe 41/1962 vom 8. Oktober berichtete, war das erste Manöver, das einen Großangriff des Warschauer Pakts auf Westeuropa simulierte. Das Ergebnis: Nach wenigen Tagen wären erhebliche Teile Englands und der Bundesrepublik völlig zerstört gewesen. Sieben Jahre nach der deutschen Wiederbewaffnung erhielt die Bundeswehr die niedrigste Note: zur Abwehr "bedingt geeignet". Daher der damalige "Spiegel"-Titel: "Bedingt abwehrbereit", der die Durchsuchung der Redaktionsräume nach sich zog.
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